-> Richtig Spielen mit Hunden

Der Hund will und er sollte dürfen.

Das Spiel ist für Mensch und Tier ein existentielles Bedürfnis. Spielentzug ist für den Hund Tierquälerei. Spielen bedeutet Abschied nehmen von der Hundeausbildung – Zuckerbrot und Peitsche. Für den Menschen bedeutet das, alte Gewohnheiten ablegen und sich für Veränderungen öffnen. Unter anderem ist Zwang ein Gegenspieler der Motivation. Der Hund wird sich bei Zwangseinwirkungen im Lernstadium immer wieder daran erinnern. Entscheidend ist, dass nicht das Ziel, beispielsweise der Ball oder was auch immer, motivierend eingesetzt wird, sondern die Ausführung selbst motivierend und selbst belohnend für den Hund ist. Richtig Spielen bedeutet mehr als nach absolvierter Aufgabe des Hundes den Ball zu werfen oder Futter zu verabreichen. Der Hund sollte im Tun selbst, also vor der Belohnung, Befriedigung und Lust erleben.

Merke: Die stärksten Motivationen des Spiels sind die Neugier und die Spannungssuche.

Auch im Spiel muss die Rangordnung stimmen.
Widersprüche oder Inkonsequenz schwächen die eigene Position in der Rangordnung.
Nicht geklärte Rangordnungsverhältnisse erlebt der Hund als einen psychischen Mangelzustand. Nicht der Hund bestimmt, wann mit dem Spiel begonnen und wann es beendet wird, sondern der Hundeführer. Selbstverständlich hat der Hund auch seine arteigenen Freiräume und Rechte.
Da gilt es aber die Balance zu halten!
Die Absichten des Hundeführers müssen so vermittelt werden, dass sie ohne negativen Beigeschmack und möglichst ohne Umwege zu Absichten des Hundes werden können.
Der Hundeführer behält seine Dominanz im Spiel durch das Aufstellen und Durchsetzen der Regeln kraft seiner Autorität.
Merke: Autorität ist eine innere und nicht eine äußere Überlegenheit.

Es kommt also darauf an, zuerst aufs Spiel zu motivieren, um anschließend mittels Spiel Aufgaben zu lösen.
Allerdings ist bei täglichem Üben auf die Gefahr der Abnützung und Versandung von Motivationen zu achten.
Tu mit dem Hund erst das eine, dann das andere. Lasse dem Hund zwischen den einzelnen Übungen die nötige Zeit um das Gelernte zu verarbeiten.
Wenn wir es schaffen, jederzeit eine intensive Motivation wachzurufen, dann wird der Hund in einer Art und Weise mitmachen, die geprägt ist von berauschender Konzentration, Vehemenz, Ausdauer und Unabwendbarkeit. Dann können zwanzig und hundert Menschen den Hund nicht davon ablenken zum Hundeführer aufzuschauen und auf dessen Hörzeichen zu warten, um energiegeladen die nächste Übung auszuführen. Der Hundeführer braucht keine Angst zu haben, dass der Hund die Übung, wenn es darauf ankommt, möglicherweise doch nicht ausführt. 

Jeder Lernprozess beginnt mit einem Konflikt für den Hund, da er seine Arbeit noch nicht kennt. Naturgemäß versucht er entweder mit Hyperaktivität oder mit Meideverhalten das Problem zu lösen.

Üben bleibt Spielen

Merke: In dir muss brennen, was du am Hund entzünden willst.


Jeder Augenblick ist für den Hund Realität

Wenn wir verstehen wollen, wie Hunde kommunikative Probleme lösen wollen, müssen wir uns soweit wie möglich von unserer menschlichen Denkungsweise lösen. Der Hund lebt in einer Welt von Empfindungen und Bedürfnissen, motiviert durch seinen natürlichen Überlebensdrang. Er lebt und erlebt  jeden Augenblick als Realität. Er kann nicht darüber nachdenken, ob sein Realitätsempfinden vielleicht nur seiner  Phantasie oder einer Einbildung entspringt. Er lebt im Augenblick das, was er sieht, hört, riecht und schmeckt. Der Moment bestimmt sein Weltbild. Der Hund wird nicht darüber nachdenken, ob ein Problem wirklich ein Problem ist. Den Hund interessiert immer nur das Wie und nicht das Warum.


Die innere Gestimmtheit

des Menschen kann der Hund deutlich erkennen. Sie drückt sich in den drei folgenden Bereichen aus: 1. Gestik, 2. Mimik, 3. Stimmliche Modulation.
Sie ist nur glaubwürdig wenn alle drei Komponenten das Gleiche ausdrücken.

1.Gestik
Gesten sind Ausdrucksbewegungen des Körpers, insbesondere der Arme und Hände, die wir oft ganz natürlich beim Reden machen. Darüber hinaus sendet der Körper sehr viele Zeichen: z.B. Erstarren in der Bewegung, stockender Atem, ruckhafte oder fließende Bewegungen. All das machen wir unbewusst, doch es hat seine Bedeutung. Alle diese Gesten sind Hinweise auf unsere momentane Befindlichkeit. Und das erkennt und decodiert der Hund.
2.Mimik
Die Mimik ist das Mienenspiel des Gesichts. So spiegelt sich im Gesichtsausdruck beispielsweise Missfallen, Neutralität, Wohlgefallen, Unsicherheit, oder Aggressivität, Desinteresse, Schreck, Freude, Schmerz, Kummer etc. wieder.

3.Stimmliche Modulation
Die stimmliche Modulation ergibt sich aus der Lautstärke, dem Tonfall, der Tonhöhe und dem Tempo. Eine hohe Stimmlage wird für den Hund mit Wohlgefallen, die tiefe Stimmlage eher mit Missfallen in Verbindung gebracht.

Unbewusste Signale
Wir senden unbewusst eine Menge zusätzliche Signale, die unsere innere Gestimmtheit offenbaren. Die unbewusst gesendeten Signale sind auch der Grund dafür, weshalb noch so trickreiche Versuche, sich zu verstellen, nicht funktionieren. Wenn sie wütend sind merkt das der Hund. auch wenn sie mit noch so zuckersüßer Stimme sprechen, und wenn er es nur riecht.

Kommen sie ins Gleichgewicht
Unser Gesamtsignal kann nur dann einen klar definierten Bedeutungsinhalt haben, wenn wir uns innerlich im Gleichgewicht befinden. Wie oft jedoch kommunizieren wir mehrdeutig, so dass der Hund überlegen muss, was diese zeitgleich gesendeten widersprüchlichen Signale wirklich bedeuten. die Chemie sagt X, die Mimik Y, der Körper Z und der Tonfall noch etwas ganz anderes. Der Hund ist klar und eindeutig in all seinen Signalen, dem Artgenossen und uns gegenüber. Der Hund ist von Natur darauf angewiesen, schnell, eindeutig und richtig zu entschlüsseln, um durchs Leben zu kommen.